... gibt es Dich gar nicht. Doch, natürlich gibt es Dich, aber den, für den ich Dich halte, den, den ich liebe, den gibt es wahrscheinlich gar nicht. Du warst nur eine gute Projektionsfläche für meine Vorstellungen. Meine Vorstellungen von dem Mann an meiner Seite. Meine Vorstellungen von einem intelligenten, selbstbewussten, charmanten, zuvorkommenden, gefühlvollen, wohlerzogenen (ein blödes Wort, aber es passt wirklich gut zu Dir) und in mich verliebten Mann. Da Du zumindest den letzten Punkt ganz offensichtlich nicht erfüllst, gibt es Dich eben nicht. Wahrscheinlich bist Du in Wirklichkeit ein eiskalter Egozentriker und ich habe das mal wieder erfolgreich ignoriert. Wie dem auch sei, es ist Zeit, dass ich Dich endlich als das erkenne, was Du bist, und aufhöre, von Dir als einem ganz anderen zu träumen.

... von Dir. Es war so real. Du warst so nah.

Ja, ich weiß, rein psychologisch betrachtet ist das wahrscheinlich ganz normal. Und vielleicht sogar ein Zeichen dafür, dass ich fortgeschritten bin in der Verarbeitung unserer Kurzbeziehung und es nicht mehr lange dauern wird, bis ich über Dich weg bin.

Aber irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass Du diese Nähe nicht auch gespürt hast. Es fühlte sich so wirklich an.

Ich habe heute einen Artikel über das Unternehmen, bei dem Du früher gearbeitet hast, gelesen und erst als ich schon den Telefonhörer in der Hand hielt, weil ich Dich fragen wollte, ob Du das schon weißt, fiel mir wieder ein, dass wir nicht mehr miteinander sprechen.

Dabei habe ich mir eingebildet ich würde langsam ein bisschen Abstand gewinnen. Dein Bild würde verblassen und bald seist Du nur noch eine schwache Erinnerung. Aber in dem Moment, mit dem Telefonhörer in der Hand, warst Du so nah als hätten wir uns gestern erst gesehen. Es ist mir unbegreiflich, dass wir uns nie wieder so nah sein werden und Du das offenbar auch gar nicht vermisst.

Es ist wieder soweit. Ich träume morgens kurz nach dem Aufwachen, während ich mich nochmals ganz fest an die Matratze drücke und von dem Tag noch nichts wissen will, davon wie eine Guillotine an der richtigen Stelle von der Decke fällt und dem Ganzen ein Ende bereitet. Schnell und schmerzlos. Und das ist eine Wunschvorstellung.

Zuerst hat mein Verstand "Ja" gesagt.

Dann hat erstaunlicherweise auch mein Herz "Ja" gesagt.

Und dann hast Du "Nein" gesagt.

Ich bin gegangen, aber wohin? Es wäre einfacher, wenn ich wüßte, dass dieser steinige Weg mich bald an ein wunderschönes Ziel führt. Ein Ziel, an dem ich vielleicht viel besser aufgehoben bin als ich es bei Dir je gewesen wäre. Oder - und das ist es leider was ich mir immer noch wünsche - dass er mich zu Dir zurückführt und ich dann für immer bleiben darf. Die Ungewissheit ist es, die mich um den Schlaf und die gute Laune bringt und die Angst, dass es kein Ziel gibt und der Weg unendlich ist ...

Meine Frustrationsgrenze ist echt erreicht!

I need a man, or it's the end!

"If it don't kill you, it makes you strong." singen die von Reamonn und abgesehen davon, dass das meiner Meinung nach "doesn't" heißen müsste (oder hab' ich relevante Änderungen der englischen Grammatik verpasst?), war die deutsche Fassung davon trotz geschichtlicher Belastung auch lange mein Lieblingsspruch. Inzwischen hab' ich aber starke Zweifel, ob die ständigen Verletzungen dadurch, dass die Männer, die ich liebe, meine Gefühle nicht erwidern, mich wirklich stärker machen. Ich fühle mich mal wieder gar nicht stark. Ich habe auch nicht wirklich das Gefühl aus diesen Verletzungen etwas lernen zu können. Ich weiß überhaupt nicht mehr worauf ich bei Männern noch vertrauen soll, wie ich mich verhalten soll. Wie ich verhindern soll mein Herz zu verlieren. Wie ich verhindern soll den Fehler bei mir zu suchen, wenn mich einer nicht will. Wie ich aufhören soll, ihn für den einzigen Mann zu halten, den ich will. Wie ich aufhören soll nach dem Aufwachen als erstes seinen Namen zu rufen. Wie ich aufhören soll mich ganz und gar zu verlieben, wenn ich mich verliebe. Eigentlich will ich damit ja auch gar nicht aufhören. Ich will nur endlich jemandem mein Herz schenken dürfen, der es wirklich haben will und zu schätzen weiß, und nicht mehr alleine stark sein müssen.